Leben mit Behinderung, als Mutter

Wie der Titel schon sagt, geht es in diesem Beitrag um mein Leben, als behinderte Mutter. Für viele mag es vielleicht im ersten Moment erschreckend klingen, aber ich kann nur aus Erfahrung sagen das es nicht so schlimm ist wie es sich anhört. Seit meiner Geburt habe ich eine Körperbehinderung, die durch Sauerstoffmangel entstanden ist. In meiner Kindheit habe ich mir oft die Frage gestellt „Warum ich?“. Mein Rollstuhl war bis zu meinem 10. Lebensjahr ein treuer Begleiter. Ich war in einem „normalen“ Kindergarten und dadurch häufig benachteiligt, den anderen Kindern gegenüber. Die erste Schule die ich besuchte, war eine Schule für Körper – und Geistigbehinderte. Da fühlte ich mich schon besser, weil ich sah, dass es Menschen gibt, denen es noch viel schlechter geht als mir. Durch Krankengymnastik und Operationen lernte ich laufen und bewege mich seitdem mit Unterarmstützen fort. Ich kam auf eine „normale“ Schule, knüpfte also soziale Kontakte zu gesunden Menschen und mir wurde bewusst, dass ich doch nicht so anders bin, sondern das es lediglich anders aussieht, wie ich mich bewege. Mein Leben verlief normal, eben mit Höhen und Tiefen die dazu gehören und ich wurde erwachsen. Ich fühle mich als ganz normale Frau, die sich zwar nicht so toll fortbewegen kann wie andere, aber dennoch führe ich mein Leben allein und selbstständig. Mir wurde schnell klar das ich mir ein Leben ohne Kind nicht vorstellen mag und ich fing an mir darüber meine Gedanken zu machen. Schaff ich das körperlich und wie kann ICH mein Leben mit Kind meistern, trotz der Körperbehinderung!? Meine Krankheit ist nicht vererbbar und somit konnte meiner Meinung nach die Kinderplanung beginnen.

Ich wurde schwanger und es war mein größtes Glück. Die Gesellschaft reagierte allerdings unterschiedlich. Leute die mich kennen und kannten, wussten das ich sehr gut mit meiner Behinderung klar komme und es schaffen werde. Menschen die mich nicht kannten, wirkten allerdings schockiert, so nach dem Motto: „Wie kann man nur als Behinderte schwanger werden, das ist doch unverantwortlich!“ Natürlich waren nicht alle Reaktionen so, allerdings leider die meisten. Entweder es waren genau diese Worte oder Blicke ließen es mich wissen. Ich war trotzdem stolz darauf schwanger zu sein und zeigte es auch. Probleme über mein Leben als behinderte zu reden hatte ich nie. Offenheit zu diesem Thema ist für mich selbstverständlich. Trotzdem ist es für die Gesellschaft oft einfacher, einfach Behauptungen aufzustellen oder Vorurteile zu äußern, anstatt betroffene Personen darauf anzusprechen. Auch wenn ich eine junge Mutter bin habe ich mir ausreichend Gedanken gemacht, um nicht als verantwortungslos abgestempelt werden zu können und auch um mir später evtl. selbst keine Vorwürfe machen zu müssen, denn hätte, wenn und aber machen Kinder nicht glücklich. Meine Tochter kam 2006 per Kaiserschnitt zur Welt, da ich unter Spasmus leide und die Ärzte und ich kein Risiko bei der Geburt eingehen wollten, falls es in dem Moment zu Krampfanfällen kommen sollte. Gesund und munter erblickte sie das Licht der Welt und mein Mutterglück war perfekt. Im Krankenhaus behandelte man mich ganz „normal“ und nach 5 Tagen durften wir nach Hause und unser Faamilienglück genießem. Nicht nur ich als Mama und der Papa waren glücklich, sondern auch die Familie und unsere Freunde. Mama zu sein ist etwas wunderbares, vor allem wenn man einen Kinderwunsch hatte und genau das präsentierte ich selbstverständlich auch der Außenwelt. Auch dabei reagierte die Gesellschaft wieder unterschiedlich. Die einen fanden es toll und behandelten mich mit Respekt und andere schauten uns böse oder gar abwertend an, als hätten wir etwas verbotenes getan. Das wiederum schockierte mich, denn keiner hatte den Mut mich anzusprechen. Es hätte ja genauso gut sein können das ich noch gesund war, als ich schwanger wurde und dann durch einen Unfall oder ähnliches „so“ geworden bin.

Wie jedes Baby wurde meine Kleine natürlich auch älter und größer. Inzwischen ist sie fast 5 Jahre alt, lebendig, lebensfroh und altersgerecht entwickelt. Sie besucht gerne ihren Kindergarten und ich habe mit ihr genau die selben schönen Momente, wie auch die anstrengenden Situationen, die man als Mutter erlebt. Wir leben, lieben und streiten in einer kleinen, aber feinen Wohnung und ihre Kindheit verläuft nicht anders, als die ihrer Freunde und Freundinnen. Sicherlich bringt es meine Körperbehinderung im Alltag mit sich, dass ich für einige Sachen etwas länger brauche, als gesunde Mütter, aber ich behaupte einfach mal das es keine negative Auswirkung auf eine unbeschwerliche Kindheit hat. Trödeln ist eine Leidenschaft von ihr, somit muss ich sogar meistens auf sie warten und selbst wenn sie mal rennt, läuft sie nicht weg, es kam also auch noch nie zu einer gefährlichen Situation, durch meine Beeinträchtigung. Sie tobt für ihr Leben gern, wir machen Ausflüge, sie pflegt soziale Kontakte – ein ganz normales Leben eben. Meine Tochter hat inzwischen gemerkt das ihre Mama anders ist, als die Anderen, aber ein Problem stellte es für sie bislang noch nicht dar. „Mama hat kranke Beine – na und!?“ Erwachsene machen sich darüber auch meistens mehr Gedanken als Kinder. Einige von euch mögen jetzt vielleicht denken das die arme Kleine ja deswegen geärgert werden könnte o.ä. Das stimmt! Das kann sein, aber sind wir doch mal ehrlich – Kinder können gemein sein, aber wenn es danach geht hat jedes Kind ein Risiko. Die Einen haben kleine oder sehr große Eltern, die Anderen vielleicht zu dicke oder dünne. Niemand ist perfekt und was ist schon normal!? Gründe zum Hänseln können bei jedem von uns gesucht und gefunden werden. Anfangs war meine Gangart und meine bunten Krücken natürlich der absolute Hingucker für die Kindergartenkinder und meine Tochter wurde auch mal deswegen angesprochen. Sie ist ein selbstbewusstes Mädchen und stellte sich der Situation. Um sie damit allerdings nicht zu überfordern, beschloss ich mit der Kita gemeinsam am „Morgenkreis“ teilzunehmen, den Kleinen das zu erklären und ihre Fragen Kindgerecht zu beantworten. Seitdem ist es für alle kein Thema mehr und ich bin auch für alle anderen eine „ganz normale“ Mama.

Ich bin davon überzeugt das man auch als behinderter Mensch ein ganz normales Leben führen kann und Vorurteile oft sinnlos sind. Manchmal hab ich zwar das Gefühl das man bei mir etwas genauer hinschaut, aber das macht mir nichts aus, denn ich habe nichts zu verbergen und eine wundervolle Tochter hab ich auch. Geschadet hat ihr meine Krankheit nicht, eher im Gegenteil. Sie ist selbstbewusst, selbstständig, hilfsbereit und verständnisvoll. Ich möchte auch nicht abstreiten das es wahrscheinlich auch etwas ausgeprägter ist, als bei anderen Kindern, weil sie eben eine Körperbehinderte Mutter hat, aber sie ist auch genauso zickig, trotzig und frech wie alle Kinder in ihrem Alter. Solltet ihr noch Fragen haben oder ähnliches, bin ich bereit diese zu beantworten. Nutzt dafür gern die Kommentar- Funktion.

Bildquellenangabe: © Thommy Weiss  / pixelio.de

 

 

 

9 Antworten auf „Leben mit Behinderung, als Mutter“

  1. ich finde das man alles meistern kann wenn man nur will. das glück ein kind haben zu dürfen sollte jeder haben dürfen wo es meint er packt es. es gibt schwere zeiten und leichte, egal ob man (k)ein hanycap hat. du machst das richtig toll und du kannst sehr stolz auf dich und deine kurze sein. ihr meistert alles zusammen egal wie schwer es ist. es findet sich immer eine lösung und wenn es mal nicht zu meistern ist du weisst unsere nummer wir sind für euch da.

  2. Hi ich finde deinen Erfahrungsbericht: Leben mit Behinderung als Mutter toll! Ich habe von Geburt an eine Gehbehinderung und kann trotz alle dem mein Leben selbstständig händeln. Ich würde mich freuen zu diesem Thema eine Ansprechpartnerin in dir zu finden. Wenn es dir recht ist würde ich gerne über facebook mit dir in Kontakt treten. LG

  3. hi,
    ich finde deinen Bericht super.
    Bin auch gehbehindert und schwanger. Ich noch viele Fragen haben würde ich mich freuen, wenn wir per Email oder per Facebook schreiben könnten.

  4. Hallo!
    Ich bin seit 23 Jahren durch einen schweren Verkehrsunfall körperlich behindert und seit März 2009 glückliche Mama. Mit meinem Partner hatte ich keine Zukunft, er kümmert sich um seine Tochter auch nicht, da er einen Buben wollte. Allein hätte ich es nicht geschafft, daher bin ich wieder nachhause gezogen. Meine Mutter war und ist mir eine große Unterstützung, da ich als mein Kind ein Säugling war sehr starke Berührungsängste hatte. Wir haben das alles sehr gut gemeistert und mittlerweile ist Sarina 4 1/2 Jahre und für sie bin ich auch eine ganz normale Mama. Im Kg habe ich keine Probleme, da sogar eine Kindergartentante eine Behinderung hat. Auch bin ich dabei eine neue Partnerschaft aufzubauen, Sarina mag meinen Partner sehr und auch er ist von meinem Kind hingerissen. Ich glaub meine Probleme liegen bei mir, denn ich mache mir immer öfter Gedanken. Was ist wenn Sarina in die Schule geht? Kinder können sehr gemein sein. Der Gedanke man könnte sie wegen mir hänseln oder ausgrenzen, ist unerträglich. Sarina ist selbstbewusst und stark, sie wird auch hinter mir stehen , denn ich bin ja die Mama. Aber mir kommen immer öfter die Gedanken, war das egoistisch von mir? Hab ich an die Zukunft meines Kindes gedacht? Ich würde mich freuen wenn du mir schreibst. In Facebook findest du mich unter meinen Namen oder per mail. DANKE Jennifer

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