Bilinguale Erziehung – Wo liegen die Konflikte?

Die Wichtigkeit von Sprachkenntnissen steigt heutzutage stetig. In Zeiten der Globalisierung und der immer internationaler werdenden Verknüpfungen sind möglichst gute und vielfältige Sprachkenntnisse, zumindest innerhalb vieler Berufsformen, ein absolutes Muss. Sprachgewandte Menschen erlangen Anerkennung und verkörpern einen internationalen und modernen Blick auf die Welt. Auf Grund unserer multikulturellen Gesellschaft wachsen viele Kinder bereits ganz selbstverständlich mit Elternteilen aus unterschiedlichen Kulturen und Ländern und damit auch mit unterschiedlichen Sprachen auf. Untersuchungen belegen außerdem, dass zwei- oder mehrsprachig aufwachsende Kinder im späteren Leben toleranter und weltoffener sind, weshalb sich immer mehr Eltern bewusst für eine zweisprachige Erziehung entscheiden, um ihren Kindern diese besagte Sprachgewandtheit bereits in die Wiege zu legen. Auch deswegen weil es Kindern bekanntlich erheblich leichter fällt Sprachen zu lernen. Bilingualität hat erhebliche Vorteile fürs spätere Leben. Ob im beruflichen Leben, im Studium oder in der Abiturvorbereitung. In Deutschland erfreut sich diese Form der Kindererziehung immer größerer Beliebtheit und wird beständig empfohlen. Aber gibt es eigentlich auch Nachteile an dem zweisprachigen Großziehen von Kindern? Wo liegen die Konflikte und worauf gilt es besonders acht zu geben?

Verspätetes Sprechen

Bi- oder multilinguale Kinder tendieren dazu später mit dem eigentlichen Sprechen anzufangen als Gleichaltrige. Auch wenn es hierfür keine wissenschaftlichen Belegungen gibt, die dieses beweisen oder erklären, so bestätigen Eltern aus mehrsprachigen Familien, dass ihre Kinder etwa drei bis sechs Monate später als einsprachig aufwachsende Kinder mit dem Sprechen begonnen haben. Es scheint ja auch einleuchtend, dass ein Kind welches zwei oder mehrere Sprach Systeme auf einmal lernt etwas mehr Zeit braucht. Schließlich lernt es tatsächlich ja auch etwa doppelt so viele Wörter. Dennoch ist dieses kein Grund zur Sorge. Denn schließlich sind auch Kinder, die erst spät ihren ersten Schritt getan haben früher oder später dennoch ganz normal gelaufen. Das gleiche gilt in diesem Fall: Selbst ein Kind was etwas später anfängt zu sprechen, ist früher oder später auf demselben Level wie alle anderen und kann dann beginnen vom Erlernten zu profitieren.

Vermischen der Sprachen

Kinder die zwei- oder mehrsprachig aufwachsen haben anfangs oft Probleme zwischen den einzelnen Sprachen genau zu unterscheiden und fangen an Wörter zu vermischen oder zwischen den Sprachen hin und her zu springen. Dieses kann natürlich zu ziemlicher Verwirrung bei Kindergärtnern oder anderen Kindern führen. Aber auch diese Phase geht vorbei, sobald der Wortschatz der Kinder ausgebaut genug ist – etwa im Alter von vier bis fünf Jahren. Letztendlich heißt es auch hier lediglich etwas Geduld an den Tag zu legen. Später wird das Kind ebenfalls davon profitieren. Wenn uns ein Wort auf Deutsch nicht einfällt sind wir sprachlos, während ein bilinguales Kind beispielsweise auf die englische Bedeutung des Wortes ausweichen kann.

Aufwand und Durchhaltevermögen benötigt

Auch für die Eltern ist eine bilinguale Erziehung definitiv eine Herausforderung. Besonders bei der bewussten Methode, in der beide Eltern eigentlich die gleiche Herkunft haben, ist hohes Durchhaltevermögen und Engagement gefragt. Es ist beim Sprachtraining im Prinzip wie bei Klavierstunden oder ähnlichem auch. Natürlich werden die Kinder nicht eines Morgens aufwachen und fließend in einer fremden Sprache sein. Das Lernen von Sprachen ist eine langfristige Investition und gerade in der Kindererziehung ist diesbezüglich eine Vorbild Funktion in Form von vielem Sprechen der zu lernenden Sprache äußerst wichtig. Hohe Konsequenz und Beständigkeit sind ebenfalls notwendig um die Kinder bei der Stange zu halten. Hält man jedoch tapfer durch in den ersten vier bis fünf Jahren so hat man seinem Kind zu einer guten Grundlage und Sprach Grundkenntnissen verholfen. Ab diesem Zeitpunkt an wird es für alle einfacher. Besonders nachfolgende Geschwisterchen können dann wahnsinnig von dem Können ihrer großen Bruder oder Schwester profitieren. Das erste Kind nimmt seinen Eltern dann im Prinzip die meiste Arbeit ab. Durch ständiges, natürliches Brabbeln in den Erst- und Zweitsprachen nimmt das zweite Kind bereits eine Menge auf.

Fazit

Abschließend bleibt also zu sagen, dass der ‚Werdegang‘ zur bilingualen Erziehung manchmal wirklich mühsamer und beschwerlicher sein kann als die Einsprachigkeit. Dennoch ist das langfristige Resultat und die Wirkung der ersten Jahre unbezahlbar für den Rest des Lebens.

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